Wenn man so eine Überschrift liest, erwartet man normalerweise einen Artikel eines erfahrenen Polyglotten, der ein Dutzend Sprachen spricht. Aber in diesem Fall handelt es sich nur um einen deutschen Jugendlichen, der fließend Deutsch und Englisch spricht, sowie Spanisch und Französisch lernt.

Den heiligen Gral des Sprachenlernens sucht man hier also vergebens. Stattdessen berichte ich von meinen Erfahrungen und zeige, was für mich funktioniert hat und was nicht. Zuallererst erzähle ich…

Meine Geschichte

In der Grundschule lernten wir quasi gar kein Englisch. Wir hatten zwar zwei Jahre Englischunterricht, aber ich würde nicht behaupten, dass es irgendeinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat.

Erst als ich die Grundschule verlassen und das Gymnasium besucht habe, fing ich wirklich an, Englisch zu lernen. Also muss das Lernen von Sprachen in der Mittelstufe so viel besser sein, oder? Nicht wirklich. Rückblickend habe ich vor allem dadurch Englisch gelernt, weil es einen mittlerweile (insbesondere mich) jederzeit umgibt. Ich war es bereits gewohnt, Musik auf Englisch zu hören, aber ich würde nicht behaupten, dass Musik eine gute Grundlage zum Sprachenlernen ist. Das Spielen von englischsprachigen Videospielen hingegen war eine wertvolle Herausforderung. Insbesondere zu Beginn war es sehr schwer. Aber damit anzufangen, eine neue Sprache zu lernen, ist immer schwer. Ich verstand kaum etwas, aber das ist ganz natürlich, oder? Verstehen Kinder irgendetwas, wenn sie anfangen, ihre Muttersprache zu lernen? Nein, tun sie nicht. Sie sehen Handlungen in Kombination mit gesprochenem Kauderwelsch. Und ihre Gehirne fangen gerade erst an, diese in Verbindung zu setzen, bis sie irgendwann anfangen zu verstehen, was diese Dinge bedeuten und sie schließlich anfangen, die Sprachen zu sprechen.

So funktioniert es also für Kinder, also warum nicht für uns? Ich sage nicht, dass das einpauken von Regeln und Vokabeln nicht funktioniert. Viel mehr möchte ich sagen, dass es nicht funktioniert, wenn dies der einzige Lernweg ist. Das Lernen von Grammatikregeln sollte nur als Stütze dienen, bis einem diese natürlich vorkommen. Vokabellernen hingegen ist viel wichtiger und nützlicher, solange man sich nicht damit aufhält, alles Wort für Wort zu übersetzen. Man muss nicht die Übersetzung eines Wortes lernen, sondern die Idee dahinter. Ich möchte dies erneut mit einem Kind vergleichen. Ein Kind hat gar nicht die Möglichkeit, etwas von seiner Muttersprache in »Babysprache« zu übersetzen. Stattdessen lernt es Wörter aus dessen Umgebung, indem es lernt, was diese Wörter ausdrücken, ungeachtet dessen, ob es sich um Gefühle, Geräusche oder Beobachtungen handelt.

Daraus folgt der beinahe wichtigste Teil des Sprachenlernens:

Immersion

Nach vier Jahren Französischunterricht in der Schule konnte ich kaum Französisch sprechen oder verstehen. Nach zwei Jahren Spanischunterricht in der Schule konnte ich mich mit meinem Austauschpartner nicht in der Sprache unterhalten, die ich wirklich lernen wollte. Also fing ich an nachzudenken. Ich konnte doch Englisch lernen, also warum nicht diese beiden Sprachen? Was war anders? Genau, ich war umgeben von der Sprache, durch englischsprachige Spiele und später auch Filme. Außerdem habe ich viele Wörter durch das Programmieren und Lesen von englischsprachigen Fachartikeln aufgegriffen, aber das ist im Grunde nur eine andere Art, Vokabeln zu lernen, da ich diese immer noch nachschlagen musste. Ich weiß nicht wieso, aber es funktioniert. Gerade am Anfang fühlt es sich komisch an, aber irgendwann fängt es an, einzuleuchten. All die Sätze fangen langsam an, Sinn zu ergeben, auch wenn manche Wörter noch unbekannt sind, denn diese kann man sich oft aus dem Kontext erschließen.

Aber wie ich bereits sagte, ist das nicht der wichtigste Teil des Sprachenlernens. Viel wichtiger ist…

Motivation

Man kann nicht in eine Sprache eintauchen, wenn man gar keine Motivation hat, diese Sprache zu lernen. Selbst wenn man viele Jahre in einem Land lebt, wird man nicht automatisch anfangen, die Sprache zu sprechen, solange man sie nicht lernen will. Das gleiche gilt für ein Klassenzimmer. Motivation und Hingabe sind die Schlüsselelemente, um eine Fremdsprache irgendwann fließend sprechen zu können. Das hört sich vielleicht banal an, aber ich verstand es nicht. Ich besuchte den Französisch- und Spanischunterricht in der Annahme, dass es irgendwann in meinem Kopf hängen bleiben würde und ich die Sprachen nicht in meiner Freizeit lernen müsste. Aber jetzt weiß ich, dass Sprachunterricht in der Schule nur dazu da ist, um Fragen stellen zu können. Das meiste lernt man erst durch Eigenarbeit.

Software zum Sprachenlernen

Programme können hilfreich beim Erlernen einer Sprache sein, aber die meisten sind es nicht. Beispielsweise scheint Rosetta Stone auf den ersten Blick eine großartige Wahl für Sprachimmersion zu sein, aber für mich war es das nicht. Das Problem liegt meiner Meinung nach darin, dass hier eine erfundene Umgebung für den Spracherwerb erschaffen wird. Natürlich machen Spiele und Filme das auch, aber ihre Zielgruppe sind Personen, die die Sprache bereits beherrschen und eben nicht die, die diese Sprache lernen wollen. Hier scheint der Sprung ins kalte Wasser besser zu funktionieren. Bisher kann ich nur Anwendungen für Spaced Repetition wie Anki oder Memrise empfehlen, um Vokabeln zu lernen. Software kann nicht die gleiche Umgebung wie Medien, die auf Muttersprachler ausgerichtet sind, erschaffen.

Fazit

Was für mich funktionierte und was ich immer noch mache, ist das Spielen von Videospielen und Schauen von Filmen in der Sprache, die ich lernen möchte. Wenn es möglich ist, sollte man versuchen, in ein Land zu ziehen, in dem die Sprache gesprochen wird, die man lernen möchte. Einen höheren Grad an Immersion wird man sonst nicht erreichen. Außerdem sollte man versuchen, mindestens einen Grundwortschatz durch Spaced Repetition zu erlernen (oder durch irgendeine andere Weise des Vokabellernens, falls es eine gibt, die einem besser liegt).

Das wars. Hoffentlich habe ich dich nicht enttäuscht. Dieser Artikel basiert auf keiner wissenschaftlichen Forschung und versucht auch nicht, dies zu behaupten. Er basiert lediglich auf meiner persönlichen Erfahrung.